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Gallensteine HintergrĂŒnde
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Hintergrundinformationen

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Leitlinie Gallensteine

 

Gliederung der Hintergrundinformationen
 

    1.3H Hintergrundinformationen zu Epidemiologie
    1.4H Hintergrundinformationen zu Steinarten und Pathogenese
    2.1H Hintergrundinformationen zu Symptome von Gallensteinen allgemein
    6.4H Hintergrundinformationen zu Diagnostik bei Verdacht auf Choledocholithiasis
    8.2H Hintergrundinformationen zu Therapie der asymptomatischen Cholezystolithiasis
    8.3H Hintergrundinformationen zu Therapie der symptomatischen Cholezystolithiasis
    8.4H Hintergrundinformationen zu Therapie der akuten Cholezystitis
    8.5.1H Hintergrundinformationen zu Chirurgische Therapie der Gallenblasensteine - allgemein
    8.5.2H Hintergrundinformationen zu Chirurgische Therapie der akuten Cholezystitis
    8.5.3H Hintergrundinformationen zu Chirurgische Therapie der Gallenblasensteine bei Schwangeren
    8.5.4H Hintergrundinformationen zu Diagnostische Maßnahmen vor einer Cholezystektomie
    8.6.1H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - allgemein
    8.6.3H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - Litholyse
    8.6.4H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - Untersuchungen vor Entscheidung zur konservativen Therapie
    8.6.5H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - Lithotripsie
    8.6.6H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - Rezidivsteinbehandlung
    8.6.7H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - Untersuchungen vor konservativer Therapie
    8.7.1H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Indikation und allgemeine Informationen
    8.7.2H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Papillotomie
    8.7.3H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Vorgehen bei Misslingen der ERC oder PTC
    8.7.4H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Therapeutisches Splitting
    8.7.5H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Vorgehen bei Cholangitis und Pankreatitis
    8.7.6H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Mit oder ohne Cholezystektomie?
    8.7.7H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Extraktion durch die intakte Papille?
    8.7.8H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Hochrisikopatienten
    8.7.9H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Prophylaxe

 

1.3H Hintergrundinformationen zu Epidemiologie

Eine Studie beschreibt, dass weniger als 10 % der Patienten mit symptomatischen Gallensteinen Steine im Gallengang haben [5]. In anderen Untersuchungen geht man davon aus, dass 5 % der 30-jĂ€hrigen Patienten mit einer Cholezystolithiasis auch gleichzeitig eine Choledocholithiasis aufweisen, 15 % der 60-jĂ€hrigen und 45 % der 80-jĂ€hrigen Patienten [297]. Andererseits geht man davon aus, dass 95 % der Patienten mit einer Choledocholithiasis auch eine Cholezystolithiasis haben [297]. Eine andere Studie geht fĂŒr das gleichzeitige Vorliegen von Gallengangssteinen bei Patienten mit einer Cholezystolithiasis von einer altersabhĂ€ngigen PrĂ€valenz von 5-15 % aus [141]. In der GREPCO-Studie [290] wurde bei Frauen eine 10-Jahres-Inzidenz von 5,5 % fĂŒr neu aufgetretene Gallensteine beschrieben. Die PrĂ€valenz von Gallensteinerkrankungen stieg mit dem Alter, von 2,5 % bei 20- bis 29-jĂ€hrigen Frauen bis zu 25 % bei 60- bis 64-jĂ€hrige Frauen [273]. Bei MĂ€nnern fand man eine PrĂ€valenz von 8,2 %, mit dem Alter zunehmend von 2,3 % bei 20- bis 25-jĂ€hrigen MĂ€nnern bis zu 14,4 % bei 60- bis 69-jĂ€hrigen MĂ€nnern [292]. In der Sirmione-Studie wird eine PrĂ€valenz von Gallensteinerkrankungen von 6,7 % bei MĂ€nnern und 14,6 % bei Frauen beschrieben [276].

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1.4H Hintergrundinformationen zu Steinarten und Pathogenese

Die Galle besteht im Wesentlichen aus Wasser (zu 80 %), GallensĂ€uren und Phospholipiden, die das unlösliche Cholesterin durch Mizellenbildung in Lösung halten sowie Proteinen und Bilirubin. Im Gegensatz zur normalen (nichtlithogenen) Galle enthĂ€lt die lithogene (steinbildende) Galle relativ mehr Cholesterin bzw. weniger GallensĂ€uren. Die Galle ist ĂŒbersĂ€ttigt mit Cholesterin [6, 7]. Dies und eine HypomotilitĂ€t der Gallenblase (bei Cholesterinsteinen durch verĂ€nderte Cholezystokinin-Rezeptorfunktion der Gallenblasenmuskulatur [269]) mit verlĂ€ngerter Verweildauer der Galle in der Gallenblase oder eine unvollstĂ€ndige Entleerung (z.B. durch Neuropathien bei Diabetes mellitus [261]) sowie die Anwesenheit pronukleirender Faktoren (z.B. Muzin, Kalzium) begĂŒnstigen die Cholesterinsteinentstehung. Der Entstehung von Gallensteinen voraus geht hĂ€ufig die Anwesenheit von Gallenblasensludge [8], bestehend aus Muzin, CholesterinprĂ€zipitaten und Kalziumbilirubinsalzen. Sludge wird hĂ€ufig auch als Mikrolithiasis bezeichnet.

Die Ursache der Pigmentsteine ist meist unbekannt. Sie treten gehĂ€uft auf bei Vorliegen einer chronischen HĂ€molyse (z.B. bei Patienten mit SichelzellanĂ€mie; eher schwarze Steine), bei Patienten mit Leberzirrhose (beeintrĂ€chtigte Gallenblasenentleerung durch autonome Neuropathie [262]) oder bei Patienten mit Infektionen der Gallenwege. Bakterien, meist E. coli, produzieren beta-Glucoronidase, die lösliches konjugiertes Bilirubin zurĂŒckverwandelt in unlösliches unkonjugiertes Bilirubin, das dann zur Bildung von weichen, braunen Gallensteinen beitrĂ€gt. Bakterien können zudem bestimmte Glykoproteine produzieren, die zu einer Bildung von Gallensteinen beitragen [263, 268].

Beide Steinarten sind per se nicht im Röntgen schattengebend, können aber im weiteren Verlauf z.B. durch entzĂŒndliche Prozesse verkalken (bei 20 % der Patienten). Pigmentsteine sedimentieren am Boden der Gallenblase, Cholesterinsteine schweben. Durch die Computertomographie können sowohl Verkalkungen dargestellt als auch beide Steinarten durch Dichtemessung unterschieden werden.

FĂŒr die Entstehung einer GallenblasenentzĂŒndung sind Stase, hypoxĂ€mische SchĂ€digung der Gallenblasenwand und Infektion ursĂ€chliche Faktoren. Ca. 90-95 % aller akuten Cholezystitiden sind mit Gallensteinen assoziiert (akute kalkulöse Cholezystitis). Durch die Obstruktion des Ductus cysticus kommt es zu einer Konzentration der Galle, die die Gallenblasenschleimhaut schĂ€digt und zur Freisetzung von Lysolezithin und Prostaglandinen fĂŒhrt, die einen Circulus vitiosus unterhalten. Bei Vorliegen einer akuten EntzĂŒndung der Gallenblase ohne Auftreten von Steinen spricht man von einer akalkulösen Cholezystitis (in 5-10 % der FĂ€lle). Traumen, Operationen, Verbrennungen und septische ZustĂ€nde prĂ€disponieren zur Bildung einer akuten akalkulösen Cholezystitis.

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2.1H Hintergrundinformationen zu Symptome von Gallensteinen allgemein

Diese Symptome können aber auch viele andere GrĂŒnde haben [11]. Gallensteine und dyspeptische Beschwerden sind in der Bevölkerung hĂ€ufig anzutreffen. WĂ€hrend im Alter von 75 Jahren 20 % der MĂ€nner und 35 % der Frauen Gallensteine haben [3], gaben in einer großen PrĂ€valenzstudie 38 % der Erwachsenen “Magenverstimmungen (Dyspepsie) fĂŒr lĂ€nger als ein paar Tage in den vergangenen 6 Monaten“ an [12]. Die Kombination von beiden ist hĂ€ufig zufĂ€llig.

Obwohl die SpezifitĂ€t charakteristischer biliĂ€rer (= durch Gallenblase oder -wege verursachter) Symptome umstritten ist, gibt es derzeit keine bessere Definition (siehe Empfehlungskasten 2.1.1). Eine neuere Arbeit aus Italien und andere Studien bestĂ€tigen das signifikant hĂ€ufigere Vorkommen der oben in der Empfehlung angefĂŒhrten Beschwerden bei GallensteintrĂ€gern [13, 277]. BlĂ€hungen und Dyspepsie hingegen werden nicht als steintypische Beschwerden angesehen, da diese Beschwerden gleich hĂ€ufig bei Patienten mit Gallenblasensteinen wie auch bei steinfreien Personen auftreten [14, 15].

Andere abdominale Symptome wie saures Aufstoßen, Druck-/VöllegefĂŒhl, chronische abdominelle Schmerzen, Flatulenz, UnvertrĂ€glichkeit von fetthaltiger Nahrung und Sodbrennen stehen in Abwesenheit einer Gallenkolik wahrscheinlich nicht in Zusammenhang mit Gallensteinen. Sie alleine rechtfertigen keine diagnostische Suche nach Gallensteinen. Andere Ursachen mĂŒssen differenzialdiagnostisch in Betracht gezogen werden: z.B. gastroösophageale Refluxkrankheit, Reizdarmsyndrom, Gastritis, peptisches Ulkus [3, 11, 16, 17, 18, 19, 20] (siehe auch unter 4. Differenzialdiagnosen).

Bei Patienten mit persistierenden, rezidivierenden Beschwerden im rechten oberen Quadranten, besonders in Zusammenhang mit allgemeinem Unwohlsein, Fieber oder Leukozytose, sollte an eine subakute bzw. chronische Cholezystitis gedacht werden.

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6.4H Hintergrundinformationen zu Diagnostik bei Verdacht auf Choledocholithiasis

In einer Meta-Analyse erwiesen sich vor allem das klinische Bild der Cholangitis, die HyperbilirubinĂ€mie und ein sonographisch dilatierter Gallengang als starke Hinweise auf Choledocholithiasis [24]. Weitere Studien zeigten darĂŒberhinaus auch den prĂ€dikativen Stellenwert einer Erhöhung der Transminasen und cholestaseanzeigender Enzyme (AP, Îł-GT) [25, 26, 27]. Bilirubin und Transaminasen sind bei 70-90 % der Patienten mit Beginn der Symptome erhöht [28]. Normale Werte fĂŒr Leberenzyme schließen das Vorliegen von Gallengangssteinen nicht komplett aus [29]. Der direkte Nachweis von Konkrementen im Ultraschall gilt als beweisend. Vorhersagemodelle fĂŒr Gallengangssteine, die auf diesen Parametern basieren, erreichen eine hohe Genauigkeit [30].

Sonographie hat besonders fĂŒr kleine (< 1cm) Steine keine hohe SensitivitĂ€t [31]. Insgesamt variiert die SensitivitĂ€t der Sonographie erheblich und liegt zwischen 22 und 90 % [5, 31, 32, 33]. Die SpezifitĂ€t liegt bei 92-100 % [5, 31]. Die AusfĂŒhrung und QualitĂ€t der Sonographie hĂ€ngt stark vom Untersucher ab; ihre Aussagekraft kann eingeschrĂ€nkt sein durch eine eventuell vorliegende Adipositas der Patienten oder GasĂŒberlagerungen [32]. Zieht man die sonographisch ermittelte Weite des Ductus choledochus ĂŒber 6 mm als indirekten Hinweis fĂŒr eine Choledocholithiasis als diagnostisches Kriterium heran, steigt die SensitivitĂ€t der Sonographie auf 75 % [117]. Normale Ergebnisse im Ultraschall, kombiniert mit normalen Werten fĂŒr Bilirubin und Alkalische Phosphatase zeigen einen negativ-prĂ€diktiven Wert von 95 %, abnormale Werte dagegen zeigen einen schlechten positiv-prĂ€diktiven Wert von ungefĂ€hr 35 % [26]. Die Computertomographie (hier: sequenzielles CT, kein Spiral-CT) hat eine SensitivitĂ€t von 75 % und eine SpezifitĂ€t von 94 % fĂŒr die Diagnose von Gallengangssteinen [31].

Die endoskopisch-retrograde Cholangiographie (ERC) informiert mit der höchsten Genauigkeit ĂŒber Steine im Gallengang [34] und erlaubt in gleicher Sitzung die Therapie. Die ERCP bleibt den Patienten mit Verdacht auf Gallengangssteine vorbehalten. Verdacht besteht bei Vorliegen von erhöhten Werten fĂŒr Bilirubin und AP, eines vergrĂ¶ĂŸerten Durchmessers des Ductus choledochus im Ultraschall und von Zeichen einer akuten Pankreatitis [35]. Die SensitivitĂ€t der ERCP fĂŒr das Erkennen von Gallengangssteinen liegt bei ungefĂ€hr 90 %, die SpezifitĂ€t bei nahezu 100 % [34, 36, 57]. Die SensitivitĂ€t ist nicht hundertprozentig, weil kleinere Steine ĂŒbersehen werden können. Technische Probleme, die eine DurchfĂŒhrung der Untersuchung unmöglich machen, treten bei 5 % der Patienten auf. Es liegen verstĂ€ndlicherweise keine prospektiven Studien vor, die die ERC mit einer autoptischen oder operativen Revision systematisch verglichen hĂ€tten. Die Komplikationsrate der ERCP (Pankreatitis, Cholangitis, Aspirationspneumonie) liegt bei 3-6 % [37]. Dennoch gilt die ERC heute als Gold-Standard in der Diagnostik der Choledocholithiasis. Vergleichende Studien lassen die Annahme zu, daß die MR-Cholangiographie (MRC) Ă€hnlich gute Werte fĂŒr SensitivitĂ€t und SpezifitĂ€t erreicht [38, 39, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52]. FrĂŒhe Studien, die nicht immer eine verblindete Interpretation der Ergebnisse als Grundlage hatten, zeigten eine SensitivitĂ€t von 81-95 % und eine SpezifitĂ€t von 85-98 % [40, 41]. In einer neueren, prospektiven Studie wurde die Genauigkeit der MRC fĂŒr die Diagnose von Gallengangssteinen mit 82 % angegeben [42]. Bei papillennahen Steinen und bei sehr kleinen Konkrementen (unter 4 mm) ist die Genauigkeit der MRC derzeit allerdings noch unzureichend [40, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52]. Die gelungene PTC hat vermutlich eine der ERC vergleichbar hohe SensitivitĂ€t und SpezifitĂ€t fĂŒr die Choledocholithiasis, wenn auch vergleichende Untersuchungen nicht möglich sind. Die PTC hat eine geringere Erfolgsrate als die ERC bei Patienten mit einem dilatierten Gallengangssystem und kann eine Wiederholung der Untersuchung erforderlich machen [26]. Bei Verdacht auf Gallengangssteine soll der Einsatz von ERC oder PTC von lokalen Gegebenheiten und Erfahrung mit den Verfahren abhĂ€ngig gemacht werden.

Die intravenöse Cholangiographie wird heute nicht mehr zur Diagnostik von Gallengangssteinen empfohlen [53, 54], obwohl eine neue Arbeit vor der laparoskopischen Cholezystektomie wieder eine Indikation sieht [55]. Die bilĂ€re Technetium-HIDA-Szintigraphie hat fĂŒr die Diagnostik der Choledocholithiasis keinen Stellenwert. Mit der Endosonographie werden extrahepatische Gallengangssteine verlĂ€sslich nachgewiesen, ihr fehlt jedoch bisher die weite Verbreitung [56]. FrĂŒhe Studien weisen auf eine Nachweisgenauigkeit  (SensitivitĂ€t und SpezifitĂ€t) der Endosonographie fĂŒr Gallengangssteine von ĂŒber 90 % hin [31, 56, 57]. Der endoskopische Ultraschall (EUS) besitzt bei entsprechender Untersuchererfahrung eine nahezu 100 %ige SensitivitĂ€t sowie hohe SpezifitĂ€t (97 %) zur Detektion von Gallengangsteinen [31, 56, 57]. Eine neuere Studie geht von einer SensitivitĂ€t von 93 % und von einer SpezifitĂ€t von 97 % fĂŒr die Endosonographie aus [34]. In einer anderen, prospektiven Studie wurde die Genauigkeit fĂŒr die Diagnose von Gallengangssteinen mit 93 % angegeben [42]. Das Komplikationsrisiko der Endosonographie ist geringer als bei der ERCP, die Möglichkeit der therapeutischen Intervention besteht bei der Endosonographie allerdings nicht. Die DurchfĂŒhrung einer Endosonographie anstatt einer ERCP kann bei Patienten mit einem nur geringen bis mĂ€ĂŸigen Verdacht auf Gallengangssteine in Betracht gezogen werden, um den Patienten die Risiken, die mit einer ERCP verbunden sind, zu ersparen.

Die Diagnose einer Pankreatitis ist bei akuten Bauchschmerzen, kombiniert mit eindeutiger Erhöhung von Amylase bzw. Lipase (zumeist initial > 3 fach der oberen Normgrenze), zu stellen [296]. Goldstandard fĂŒr die Diagnose einer biliĂ€ren Form der Pankreatitis ist nur der Nachweis von Steinen im Gallengang. Ein steinfreier Gallengang schließt eine biliĂ€re Genese nicht aus, da Steine bereits abgegangen sein können bzw. Mikrolithen gelegentlich der Diagnostik entgehen. Bei Gallenblasensteinen und fehlendem Alkoholkonsum ist eine biliĂ€re Genese wahrscheinlich. Ein transienter Anstieg von GPT, GOT, AP oder Bilirubin weist auf eine biliĂ€re Genese hin. Unterschiedliche Studien zeigen, dass ein hoher Anstieg der GPT (und/oder der GOT) > 3fach der Norm einen positiven prĂ€dikativen Wert fĂŒr die Diagnose einer biliĂ€ren Pankreatitis von 53 - 92 % aufweist [21, 22, 293, 294, 295, 296]. Eine neuere Metaanalyse legt als besten Vorhersagewert fĂŒr eine biliĂ€re Pankreatitis eine 3-fache Erhöhung der AST (GOT) im Vergleich zur Norm nahe [22]. Gesamtbililrubin und AP sind nur ergĂ€nzend hinweisend.

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8.2H Hintergrundinformationen zu Therapie der asymptomatischen Cholezystolithiasis

Eine invasive oder nichtinvasive Behandlung des asymptomatischen GallenblasensteintrĂ€gers erhöht dessen Lebenserwartung nicht. Das Operationsrisiko (LetalitĂ€t und MorbiditĂ€t) wiegt die Wahrscheinlichkeit, Komplikationen im natĂŒrlichen Verlauf zu erleiden, auf [3, 63]. Auch das leicht erhöhte Gallenblasenkarzinomrisiko rechtfertigt nicht den Eingriff [64].

Gallenblasenkarzinome treten bei annĂ€hernd 1 % der Ă€lteren Personen mit Gallensteinen auf (Mittleres Alter bei Diagnosestellung: 73 Jahre). Gewöhnlich ist es bei Dianosestellung inoperabel. Gallenblasenkarzinome werden mit Gallensteinen in Verbindung gebracht, aber ein klarer ursĂ€chlicher Zusammenhang konnte noch nicht gezeigt werden. Bei mĂ€nnlichen SteintrĂ€gern mit Konkrementen ĂŒber 3 cm ist das Risiko, ein Gallenblasenkarzinom zu erleiden, 9- bis 10-fach erhöht [65, 66, 67, 271]. Bei Vorliegen einer Porzellangallenblase ist das Karzinomrisiko ebenfalls erhöht. Polypen ab 1 cm GrĂ¶ĂŸe sind vor allem bei GrĂ¶ĂŸenprogredienz des Adenoms signifikant hĂ€ufiger mit einem Gallenblasenkarzinom assoziiert [68, 69]. Allerdings entwickeln nur 0,1 % aller Patienten mit Adenom ein Karzinom, wĂ€hrend bei der Porzellangallenblase eine Karzinomrate von bis zu 20 % angegeben wird [70]. Das Vorliegen dieser Befunde rechtfertigt die prophylaktische Cholezystektomie des asymptomatischen Patienten. Ohne begleitende Risikofaktoren – große Gallensteine (>3 cm), Gallenblasenpolypen >1 cm, Porzellangallenblase, Typhus-/ParatyphustrĂ€ger – fordern Experten keine Cholezystektomie zur Reduktion des Gallenblasenkarzinoms [3, 71]. Diabetiker profitieren nicht von einer prophylaktischen Therapie [72]. Bei Diabetikern ist das Risiko fĂŒr die Entwicklung von schwerwiegenden Komplikationen gering [10].

Diese sehr guten RisikoabwĂ€gungen liegen bisher nur fĂŒr die offene Cholezystektomie vor. Die laparoskopische Cholezystektomie hat wahrscheinlich eine etwas niedrigere OP-LetalitĂ€t [73]. Allerdings muss das hier wahrscheinlich erhöhte Verletzungsrisiko der GallengĂ€nge bei AbwĂ€gung einer Behandlung des asymptomatischen SteintrĂ€gers bedacht werden [74, 75, 76]. Bei bestimmten großen abdominellen Eingriffen, bei denen eine neuerliche Operation erschwert ist, und die mit einem erhöhten Gallenblasenstein- , Gallenblasenkarzinom- bzw. Cholezystitisrisiko einhergehen (wie z.B. Ileumbypass, ausgedehnte DĂŒnndarmresektion, exzessive Adipositas bei geplanter Magenverkleinerung, Gallenblasensteine > 3 cm), kann die Cholezystektomie durchgefĂŒhrt werden.

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8.3H Hintergrundinformationen zu Therapie der symptomatischen Cholezystolithiasis

Bei Abwesenheit von biliĂ€ren Komplikationen ist die Entscheidung ĂŒber die Behandlung von Gallensteinen selten dringend. Insofern bleibt ausreichend Zeit, um eine gemeinsame, patientenorientierte Entscheidung zu treffen.
Abwartendes Beobachten beinhaltet ein AbwÀgen zwischen dem möglichen Vorteil, eine unnötige Operation zu vermeiden, und dem Risiko einer dringlichen Operation im weiteren Verlauf des Lebens.

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8.4H Hintergrundinformationen zu Therapie der akuten Cholezystitis

Die konservative Therapie der akuten Cholezystitis ist zwar möglich, allerdings kommt es nach alleiniger konservativer Behandlung bei 30 %-50 % der Patienten zum Cholezystitisrezidiv und bei 2 % zur Gallenblasenperforation. [61, 78, 79] DarĂŒber hinaus ist nach antibiotischer Therapie und spĂ€terer Cholezystektomie die LetalitĂ€t höher als nach sofortiger Cholezystektomie [80]. Daraus leitet sich die Indikation zur frĂŒhen Cholezystektomie ab. Umfangreiche klinische Studien konnten eine klinische Überlegenheit der laparoskopischen gegenĂŒber der offenen Cholezystektomie zeigen [81]. Besteht ein deutlich erhöhtes Operationsrisiko, so konnte fĂŒr diese Patienten in unkontrollierten Studien gezeigt werden, dass die perkutane Drainage der Gallenblase mit im Vergleich zur offenen Operation niedrigen LetalitĂ€tsraten durchgefĂŒhrt werden kann [82]. Auch in anderen Studien wird empfohlen, bei Patienten mit einer akuten Cholezystitis und erhöhtem OP-Risiko eine perkutane Cholezystostomie oder eine transpapillĂ€re endoskopische Cholezystostomie durchzufĂŒhren [83, 84].

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8.5.1H Hintergrundinformationen zu Chirurgische Therapie der Gallenblasensteine - allgemein

Die laparoskopische Cholezystektomie ist die Methode der Wahl bei der operativen Behandlung der symptomatischen Cholezystolithiasis. Das Verfahren ist wahrscheinlich der offenen Cholezystektomie ĂŒberlegen [85, 86, 87]. Die LetalitĂ€t liegt niedriger als bei der offenen Operation [88]. Auch die postoperative Komplikationsrate (stĂ€rkere Blutung 1,38 %, Wundinfektion 0,6 %, Galleleck 0,4 %, Gallengangverletzung 0,2 %, Darmverletzung 0,16 %) [89] sowie die durchschnittliche Krankenhausverweildauer [87] und Rekonvaleszenzzeit sind deutlich geringer als bei der klassischen Cholezystektomie. Allerdings ist die Rate der Gallengangsverletzungen bei der laparoskopischen Cholezystektomie zumindest beim weniger erfahrenen laparoskopischen Chirurgen höher (0,14 % - 0,5 %) als bei der offenen Operationsmethode (0,1 % - 0,3 %) [73, 89, 90, 91, 92, 93, 94]. Aus diesem Grund sollte darauf bei der AufklĂ€rung besonders hingewiesen werden. Die Inzidenz der Gallengangsverletzung fĂ€llt jedoch mit der Erfahrung des Chirurgen von 1,7 % wĂ€hrend der ersten 30 Operationen auf 0,17 % ab der 50. laparoskopischen Cholezystektomie [95, 96]. Die Konversionsrate zur offenen Cholezystektomie liegt international unter 5 % [73, 90, 91, 92], in Deutschland etwas höher (9 %). Nach der EinfĂŒhrung der laparoskopischen Cholezystektomie konnte die GesamtletalitĂ€t der operativen Entfernung der Gallenblase (unter Einbeziehung der primĂ€r offen durchgefĂŒhrten Cholezystektomien) von 1,2 % auf 0,7 % gesenkt werden [96]. Eine primĂ€re laparoskopische Cholezystektomie ist allerdings bei einer gangrĂ€nösen Cholezystitis, wenn zu erwarten ist, dass die Gangstrukturen nur schwer zu identifizieren sind, bei schweren Gerinnungsstörungen und beim Mirizzi-Syndrom in der Regel nicht indiziert.

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8.5.2H Hintergrundinformationen zu Chirurgische Therapie der akuten Cholezystitis

Die akute Cholezystitis ist die hĂ€ufigste Komplikation des Gallensteinleidens. Bei ca. 90 % der Patienten mit akuter Cholezystitis ist die Ursache ein Verschluß des Ductus cysticus durch einen Gallenstein. Bei ca. 5 %-10 % tritt eine akute Cholezystitis ohne Gallensteine auf (akute akalkulöse/nekrotisierende Cholezystitis). Letztere kommt hĂ€ufiger bei kritisch Kranken vor und ist mit einer hohen MorbiditĂ€t und LetalitĂ€t verbunden. Studien aus den 70er Jahren zeigten bereits, dass in der Regel die frĂŒhe Operation innerhalb von 1-5 Tagen nach Diagnosestellung gegenĂŒber der SpĂ€toperation (nach 6-8 Wochen) fĂŒr den Patienten Vorteile bringt [97, 98, 99]. Vier kontrollierte Studien zeigten eine deutlich kĂŒrzere Krankenhausverweildauer bei der frĂŒh-elektiven Cholezystektomie gegenĂŒber der SpĂ€toperation (10,9 vs. 20 Tage), geringere Kosten sowie eine Verringerung der MorbiditĂ€t und LetalitĂ€t (0 % vs. 2,6 %) [80, 98, 99, 100].

Die laparoskopische Cholezystektomie stellt heute auch die Methode der Wahl bei der Mehrzahl der Patienten mit akuter Cholezystitis dar [101, 102, 103, 104, 105, 106, 107]. Sie bietet folgende Vorteile gegenĂŒber der offenen Cholezystektomie: geringerer Wundschmerz, kĂŒrzerer Krankenhausaufenthalt, schnellere Wiedererlangung der ArbeitsfĂ€higkeit.

Technische Probleme bestehen gelegentlich bei gangrĂ€nöser Gallenblase, bei Patienten mit Gerinnungsstörungen und dann, wenn die EntzĂŒndung die Strukturen des Gallenganges nicht eindeutig erkennen lĂ€sst. Unter diesen Bedingungen sollte auf die offene Cholezystektomie ĂŒbergewechselt werden. Bei kritisch kranken Patienten mit akuter kalkulöser (steinbedingter) oder akalkulöser (ohne gleichzeitiges oder frĂŒheres Auftreten von Steinen) Cholezystitis kann als weniger invasive Alternative zur laparoskopischen Cholezystektomie die perkutane Cholezystostomie erfolgen [82, 108, 109, 110, 111].

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8.5.3H Hintergrundinformationen zu Chirurgische Therapie der Gallenblasensteine bei Schwangeren

Die Schwangerschaft ist grundsĂ€tzlich keine Kontraindikation zur Cholezystektomie [112, 113, 114]. Wegen der Gefahr eines Spontanabortes im ersten Trimenon oder der Auslösung vorzeitiger Wehen im dritten Trimenon, sollte die Indikation im ersten und dritten Trimenon insgesamt sehr streng gestellt werden. Fortschritte der AnĂ€sthesie und die Weiterentwicklung tokolytischer Substanzen haben die Cholezystektomie in der Schwangerschaft sicherer gemacht. Auch die laparoskopische Cholezystektomie kann beim komplizierten Gallenblasensteinleiden in der Schwangerschaft mit relativ großer Sicherheit durchgefĂŒhrt werden [115]. Da die bisherigen Erfahrungen begrenzt sind, sollte die Indikation zur laparoskopischen Cholezystektomie jedoch streng gestellt werden. GrundsĂ€tzlich ist sie in jedem Trimenon möglich [116].

Wegen einer eventuell möglichen SchĂ€digung des Feten durch CO2 im ersten Trimenon und der beengten VerhĂ€ltnisse im dritten Trimenon konnte die Expertengruppe das laparoskopische Vorgehen jedoch hier nicht eindeutig befĂŒrworten.

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8.5.4H Hintergrundinformationen zu Diagnostische Maßnahmen vor einer Cholezystektomie

Die Sonographie ist die Methode der Wahl fĂŒr die Diagnostik von Gallenblasensteinen mit einer SensitivitĂ€t von 95 % fĂŒr Steine, die grĂ¶ĂŸer als 2 mm sind [23]. DarĂŒberhinaus kann die Sonographie einen Hinweis auf ein gleichzeitiges Gallenblasenkarzinom oder Polypen geben. WĂ€hrend die Sonographie der Goldstandard zur Diagnostik der Gallenblasensteine ist, ist ihre diagnostische Treffsicherheit bei Gallengangsteinen mit einer SensitivitĂ€t von ca. 50 % deutlich niedriger. Zieht man die sonographisch ermittelte Weite des Ductus choledochus ĂŒber 6 mm als indirekten Hinweis fĂŒr eine Choledocholithiasis als diagnostisches Kriterium heran, steigt die SensitivitĂ€t der Sonographie auf 75 % [117]. Ob die i.v. Cholangiographie entgegen frĂŒherer Studien [53] wirklich eine hohe Treffsicherheit zum Nachweis von Gallengangsteinen besitzt [55], muss durch weitere Untersuchungen geklĂ€rt werden.

Die Sonographie ist besonders nĂŒtzlich bei der Diagnose der akuten Cholezystitis [23]: Pericholezystische FlĂŒssigkeit und Verdickung der Gallenblasenwand > 4 mm sind unspezifische Hinweise auf eine Cholezystitis, wĂ€hrend das sonographische Murphy-Zeichen mit einer SensitivitĂ€t von 90 % sehr spezifisch fĂŒr eine akute Cholezystitis ist [118]. Die prĂ€operative Bestimmung von Cholestase-Enzymen, Transaminasen, Bilirubin ist notwendig, um den Verdacht auf Gallengangssteine oder eine vorbestehende Leberkrankheit weitgehend auszuschließen [24, 25, 26]. Keine Operation sollte ohne Kenntnis der Gerinnungsparameter Prothrombinzeit (Quick bzw. INR) und Thrombozyten durchgefĂŒhrt werden. Ein prĂ€operatives Blutbild einschließlich der Bestimmung von HĂ€moglobin und Leukozyten gehört zum Standard, um bei möglichen Komplikationen (Blutung, postoperative EntzĂŒndung) den Verlauf beurteilen zu können. Bei jĂŒngeren Patienten (< 45 Jahre) ohne Begleitkrankheiten kann auf eine prĂ€operative Röntgen-Thorax-Aufnahme verzichtet werden [119], bei Ă€lteren Patienten mit vorbestehenden Krankheiten des Herzens oder der Lungen sollten jedoch prĂ€operativ eine Thoraxaufnahme und ein EKG durchgefĂŒhrt werden [298].

Eine Ösophago-Gastro-Duodenoskopie ist bei einer geplanten Cholezystektomie nicht generell erforderlich. Sie sollte jedoch dann durchgefĂŒhrt werden, wenn eine Ulkusanamnese besteht, der Patient nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) einnimmt oder uncharakteristische Beschwerden im Oberbauch bestehen. Die endoskopische retrograde Cholangiographie (ERC) ist der diagnostische Goldstandard fĂŒr die Choledocholithiasis mit einer SensitivitĂ€t und SpezifitĂ€t von ĂŒber 90 % [34, 36, 57]. Cholangitis, prĂ€operativer Ikterus und sonographischer Nachweis von Gallengangssteinen sind die besten prĂ€diktiven Hinweise auf das Vorliegen einer Choledocholithiasis bei Cholezystolithiasis [24]. Weitere diagnostische Indikatoren sind: sonographische Dilatation der Gallenwege und Bilirubinerhöhung, wĂ€hrend den Parametern Erhöhung der alkalischen Phosphatase, Amylaseerhöhung, Pankreatitis und Cholezystitis nur ein geringer prĂ€diktiver Wert zukommt [24, 27].

Die routinemĂ€ĂŸige prĂ€operative ERC vor geplanter Cholezystektomie kann nicht empfohlen werden. Bei niedrigem Verdacht auf begleitende Gallengangssteine ist die optionale postoperative ERC kostensparender und weniger komplikationstrĂ€chtig [120].

Bei begrĂŒndetem Verdacht auf Gallengangsteine (s. Therapie der Gallengangsteine 8.7) sollte die ERCP diagnostisch eingesetzt werden, da sie auch die therapeutische Option bietet.

Der endoskopische Ultraschall (EUS) besitzt bei entsprechender Untersuchererfahrung eine nahezu 100 %ige SensitivitĂ€t sowie hohe SpezifitĂ€t (97 %) zur Detektion von Gallengangsteinen [56, 57]. Eine neuere Studie geht von einer SensitivitĂ€t von 93 % und von einer SpezifitĂ€t von 97 % fĂŒr die Endosonographie aus [34]. In einer anderen, prospektiven Studie wurde die Genauigkeit fĂŒr die Diagnose von Gallengangssteinen mit 93 % angegeben [42]. Das Verfahren ist jedoch nicht in allen Kliniken vorhanden und ist nicht therapeutisch einsetzbar. Gallenwege und Gallenblase lassen sich auch mit der Magnetresonanzcholangiographie (MRC) erfolgreich (SensitivitĂ€t 81 – 95 % und SpezifitĂ€t von 85 – 100 % ) darstellen [40, 41, 42 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 38, 39]. Die Indikation fĂŒr eine MRC ist dann gegeben, wenn die ERC bei Gallengangsteinverdacht keine diagnostische Information ergibt bzw. misslingt. EinschrĂ€nkend muss jedoch festgestellt werden, dass unmittelbar prĂ€papillĂ€re Konkremente oder auch sehr kleine Steine (< 4mm) dem Nachweis durch MRC hĂ€ufig entgehen können.

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8.6.1H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - allgemein

Die konservative Therapie sollte den Patienten vorbehalten werden, die eine Operation ablehnen oder ein erhöhtes operatives Risiko aufweisen [124, 125]. Die Komplikationen der Cholezystolithiasis (Cholezystitis, Cholangitis, biliĂ€re Pankreatitis) bedĂŒrfen rasch einer interventionellen Behandlung. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres erneut eine Komplikation zu entwickeln,liegt bei 30-50 % [59, 60]. Da die konservative Therapie mehrere Monate bis zu einem Jahr benötigt, um Steinfreiheit zu erzielen, ist das Risiko, vor dem Behandlungserfolg eine erneute Komplikation zu erleiden, in dieser Patientengruppe zu hoch. Bei der direkten MTBE (methyl-tert-butyl-ether)-Lyse kann eine weitgehende Steinfreiheit zwar innerhalb einiger Tage erzielt werden, doch ist die Rezidivrate bei dieser Therapieform sehr hoch (70 % innerhalb von 3 Jahren). Auch bietet das Verfahren hinsichtlich der Krankenhausliegedauer gegenĂŒber der laparoskopischen Cholezystektomie keinen Vorteil [126, 127, 128]. Die MTBE-Lyse wird daher nicht mehr empfohlen.

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8.6.3H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - Litholyse

Durch die orale Gabe von UrsodesoxycholsĂ€ure werden akzeptable Therapieerfolge (Steinfreiheit 70 % - 80 % innerhalb von 6 - 12 Monaten) vor allem bei Patienten mit einer funktionstĂŒchtigen Gallenblase (Ejektionsfraktion nach Reizmahlzeit > 60 %) und multiplen röntgennegativen Cholesterinsteinen < 5 mm erzielt. Eine komplette Auflösung wird vor allem dann erreicht, wenn die Steine bei der oralen Cholezystographie in der GallenflĂŒssigkeit schweben. Bei Steinen zwischen 5 mm und 10 mm ist die Erfolgsrate deutlich geringer. Nur etwa 40 % dieser Patienten wird steinfrei [129].

Heute wird die Monotherapie mit UrsodesoxycholsĂ€ure zur Gallensteinauflösung empfohlen, da sie nicht mit den möglichen Nebenwirkungen der ChenodesoxycholsĂ€ure (Anstieg der Transaminasen durch LebertoxizitĂ€t, leichter Anstieg des LDL-Cholesterins im Serum) belastet ist. Auch treten DurchfĂ€lle deutlich seltener unter Monotherapie mit UrsodesoxycholsĂ€ure auf. Die Vorteile einer Kombinationstherapie [129], bestehend aus UrsodesoxycholsĂ€ure und ChenodesoxycholsĂ€ure, konnten in kontrollierten Studien zumindest bei Patienten nach extrakorporaler Stoßwellenlithotripsie nicht bestĂ€tigt werden [132]. Die Therapiedauer betrĂ€gt je nach SteingrĂ¶ĂŸe sechs Monate bis zu zwei Jahren [130, 133, 134].

Bei der direkten MTBE (methyl-tert-butyl-ether)-Lyse kann eine weitgehende Steinfreiheit zwar innerhalb einiger Tage erzielt werden, doch ist die Rezidivrate bei dieser Therapieform sehr hoch (70 % innerhalb von 3 Jahren). Auch bietet das Verfahren hinsichtlich der Krankenhausliegedauer gegenĂŒber der laparoskopischen Cholezystektomie keinen Vorteil [126, 127, 128]. Die MTBE-Lyse wird daher nicht mehr empfohlen.

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8.6.4H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - Untersuchungen vor Entscheidung zur konservativen Therapie

Eine funktionstĂŒchtige Gallenblase mit durchgĂ€ngigem Ductus cysticus ist die Voraussetzung fĂŒr die medikamentöse Litholyse [130]. Dies kann entweder durch ein orales Cholezystogramm oder durch eine Sonographie mit Reizmahlzeit (ausreichende Kontraktion der Gallenblase) geprĂŒft werden. Um Steinverkalkungen auszuschließen, muss zumindest eine Gallenblasenröntgenzielaufnahme durchgefĂŒhrt werden. Sensitiver zum Nachweis von Verkalkungen ist allerdings die Computertomographie [131]. Obwohl sich in der prĂ€therapeutischen Diagnostik der Cholezystolithiasis an den meisten Zentren die Sonographie durchgesetzt hat, soll nicht vergessen werden, dass die orale Cholezystographie mit Reizmahlzeit das einzige Verfahren ist, das alle fĂŒr die konservative Therapie notwendigen Parameter erfassen kann, nĂ€mlich Gallenblasenfunktion (KonzentrationsfĂ€higkeit und Kontraktionsvermögen) und Steincharakteristika (Verkalkung, Lagerungsverhalten in der Gallenblase, Zahl und GrĂ¶ĂŸe).

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8.6.5H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - Lithotripsie

Die oben fĂŒr die ESWL genannten Einschlusskriterien werden empfohlen, weil die Effizienz der Behandlung bei mehreren und/oder grĂ¶ĂŸeren Steinen sowie beim Vorliegen von Steinverkalkungen [121, 135] und/oder schlechter Gallenblasenkontraktion (Auswurffraktion < gleich 60 %) [136] deutlich abnimmt. Wenn eine sehr feine Fragmentation der Steine (Fragmente < gleich 3mm) erzielt wird, wozu meist wiederholte Lithotripsiebehandlungen nötig sind, kann nach neueren Ergebnissen bei SolitĂ€rsteinen mit einem Durchmesser von weniger als 20 mm auf die Gabe von UrsodesoxycholsĂ€ure verzichtet werden [137, 138]. Die UrsodesoxycholsĂ€ure erhöht zwar das NĂŒchtern- und in geringerem Ausmaß das Residualvolumen der Gallenblase, beeintrĂ€chtigt aber nicht die Auswurffraktion. [139, 140] Eine Bewertung dieses Vorgehens durch weitere Studien erscheint jedoch angezeigt, bevor eine verbindliche Empfehlung zur ESWL ohne orale GallensĂ€uretherapie abgegeben werden kann.

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8.6.6H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - Rezidivsteinbehandlung

Nach erfolgreicher Therapie mit ESWL tritt in einem Beobachtungszeitraum von 5 Jahren bei mindestens einem Drittel der Patienten ein Steinrezidiv auf. Etwa 60 % dieser Patienten werden symptomatisch [122]. Bei Ihnen kann das Steinrezidiv mit sehr hoher SpezifitÀt und SensitivitÀt sonographisch diagnostiziert werden. Da diese Patienten offensichtlich eine hohe PrÀdisposition zur Steinentstehung besitzen, kann bei ihnen eine erneute konservative Therapie nicht empfohlen werden, obwohl auch in dieser Patientengruppe etwa jeder zweite erneut erfolgreich konservativ behandelbar ist [122]. Beim symptomatischen Steinrezidiv sollte daher zur Cholezystektomie geraten werden.
Bei asymptomatischen Rezidivsteinpatienten ist der Wert einer prophylaktischen konservativen oder operativen Therapie nicht belegt. Aus diesem Grund ist auch die regelmĂ€ĂŸige sonographische Kontrolle nach erfolgreicher konservativer Therapie nicht notwendig.

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8.6.7H Hintergrundinformationen zu Konservative Therapie der Gallenblasensteine - Untersuchungen vor konservativer Therapie

Die o.a. Laborparameter haben zusammen mit der Sonographie eine hohe Vorhersagekraft fĂŒr Gallengangssteine. Die ERC sollte nur durchgefĂŒhrt werden, wenn sich aus den Laborbefunden (Cholestaseparameter etc.) und /oder der Sonographie der Verdacht auf einen Gallengangsstein ergibt. Da die PrĂ€valenz von Gallengangssteinen bei Patienten mit Cholezystolithiasis altersabhĂ€ngig zwischen 5 % und 15 % liegt [141], wĂŒrden bei einer generellen Empfehlung zum prĂ€therapeutischen Ausschluss von Gallengangssteinen mittels ERC zuviele Patienten unnötig dem Risiko dieses diagnostischen Verfahrens ausgesetzt werden. Die MRC und Endosonographie haben an spezialisierten Zentren eine Ă€hnlich hohe diagnostische Trefferquote wie die ERC [46, 57, 142], bleiben aber speziellen Konstellationen vorbehalten, z.B. wenn die ERCP nicht weiterfĂŒhrt oder aus anatomischen GrĂŒnden nicht durchfĂŒhrbar ist, da sie keine gleichzeitige therapeutische Intervention erlauben (endoskopische Papillotomie und Steinextraktion) [120].

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8.7.1H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Indikation und allgemeine Informationen

Der natĂŒrliche Verlauf bei Gallengangssteinen ist nicht völlig geklĂ€rt. Man nimmt an, dass bis zu 50 % asymptomatisch bleiben können [143]. Die meisten Symptome, die durch Gallengangsteine hervorgerufen werden, sind mit Komplikationen wie Ikterus, Cholangitis oder Pankreatitis vergesellschaftet. Spontane Steinpassagen in den Darm sind vermutlich hĂ€ufig, besonders wenn die Steine klein sind. Stuhluntersuchungen haben gezeigt, dass Steine bis zu 8 mm Durchmesser die Papilla Vateri spontan passieren können [147]. Die hier vorliegenden Empfehlungen berĂŒhren daher nur am Rande die sogenannte Mikrolithiasis [148], die sich einer Diagnose weitgehend entzieht und nur durch Krankheitsbilder manifest wird (z.B. biliĂ€re Pankreatitis). Die Lokalisation eines eingeklemmten Steines innerhalb des Gallenganges oder der Ampulle und andere, zum Teil noch unbekannte Faktoren sind vermutlich verantwortlich dafĂŒr, dass entzĂŒndliche Komplikationen wie Cholangitis oder biliĂ€re Pankreatitis entstehen.

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8.7.2H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Papillotomie

Die endoskopische Papillotomie (EPT; Synonyme: endoskopische Sphinkterotomie, EST oder auch ES) wurde erstmalig im Jahre 1974 durchgefĂŒhrt [149]. Ihre Resultate bei der Behandlung von Gallengangssteinen sind mit denen der offenen Gallengangschirurgie vergleichbar [150, 151, 152, 153]

Die Komplikations- und LetalitĂ€tsraten der EPT haben sich seit ihrer EinfĂŒhrung nicht nennenswert geĂ€ndert. Die LetalitĂ€t der EPT betrĂ€gt in großen Serien zwischen 0,2 % und 2 %; bei ausschließlicher BerĂŒcksichtigung von Gallensteinen als Indikation liegt sie mit ca. 0,2 % am unteren Rand dieses Bereiches. Die wesentlichen durch die EPT hervorgerufenen Komplikationen umfassen Pankreatitis (0,4-2 %), Blutung (1 %-4 %), Cholangitis und ggf. Sepsis (0,1-0,8 %) und Perforation in das Retroperitoneum (ca. 0,1 %). Eine relevante Atemdepression wird wĂ€hrend der ERC bei ca. 0,2-0,6 % der Patienten beobachtet [37, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 165]. JĂŒngere und Ă€ltere Patienten haben nach der derzeitigen Datenlage, auch im Langzeitverlauf, eine Ă€hnliche Komplikationsrate [34, 159, 166, 167]. Komplikationen treten hĂ€ufiger bei Leberzirrhose und bei Disfunktion des Sphinkter 0ddi auf [37]. Die schwierige KanĂŒlierung des Gallengangs, die sogenannte Precut-Sphinkterotomie und die Kombination von perkutanen und transduodenalen Interventionen erhöhen das Risiko fĂŒr das Auftreten von Komplikationen. Erfahrene Endoskopiker mit einer Frequenz von mehr als einer EPT/Woche verursachen signifikant weniger Komplikationen. [37, 162, 165] In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Patienten unter bestimmten Vorkehrungen direkt nach EPT entlassen werden können. Meist wird jedoch eine stationĂ€re Nachbetreuung von 24 Stunden empfohlen, weil die meisten Komplikationen nach EPT erst innerhalb von 4 bis 24 Stunden nach EPT manifest werden [164]. Weiterhin entwickeln viele Patienten auch erst jenseits der 4 Stunden nach EPT Schmerzen. Eine inadĂ€quate Schmerzbehandlung und eine erneute Hospitalisierung können so vermieden werden [168, 169, 170, 171].

Die perkutane transhepatische Cholangiographie (PTC) kann bei Misslingen des endoskopisch-retrograden Vorgehens oder bei endoskopisch nicht erreichbarer Papille alternativ zum operativen Vorgehen bei Choledocholithiasis therapeutisch eingesetzt werden. Die Komplikationsraten (HĂ€mobilie, Pneumothorax, Galleleck in das Peritoneum) der PTC sind höher als die der ERC und EPT [172, 173, 174, 175]. Bei grĂ¶ĂŸeren Steinen mĂŒssen auch bei der PTC oft adjuvante Lithotripsieverfahren eingesetzt werden [176, 177, 178].

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8.7.3H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Vorgehen bei Misslingen der ERC oder PTC

Als Maßnahme der Wahl bei großen, endoskopisch primĂ€r schwer zu extrahierenden Steinen gilt die mechanische Lithotripsie [179]. Als ergĂ€nzende adjuvante Lithotripsieverfahren beim Versagen der mechanischen Lithotripsie wurden elektrohydraulische (EHL) und Laserlithotripsie sowie extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWL) entwickelt. Bisher liegen keine prospektiven Studien zum Vergleich der Effizienz und Komplikationen dieser drei intra- und extrakorporalen Lithotripsieverfahren vor. Zwei randomisierte Studien verglichen ESWL mit Laserlithotripsie; in beiden Arbeiten waren Therapiedauer und Frequenz der Therapiesitzungen bei der Laserlithotripsie signifikant gĂŒnstiger [180, 181]. Hinsichtlich der Fragmentationseffizienz zeigte eine der beiden Studien einen signifikanten Vorteil fĂŒr die Laserlithotripsie, die andere einen Trend in dieselbe Richtung. Allerdings wurden in diesen beiden Studien jeweils andere ESWL-GerĂ€te eingesetzt als in den initialen Publikationen mit hochenergetischer ESWL [144, 182]. FĂŒr die elektrohydraulische Lithotripsie liegen bisher keine randomisierten Studien im Vergleich zu ESWL oder Laserlithotripsie vor. Die Ergebnisse der EHL in großen Patientenserien aus Zentren sind denjenigen der ESWL und der Laserlithotripsie vergleichbar [183, 184, 185, 186, 187, 188], möglicherweise ist hier jedoch die Gallengangsverletzungsrate höher.

Da die drei adjuvanten Lithotripsieverfahren sich hinsichtlich ihrer Effizienz als auch der Komplikationsraten nicht maßgeblich unterscheiden, sollten sie je nach lokaler VerfĂŒgbarkeit und Erfahrung eingesetzt werden.

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8.7.4H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Therapeutisches Splitting

AnfĂ€nglich war die neue minimal-invasive operative Technik auf Grund der fehlenden Möglichkeiten zur intraoperativen laparoskopischen Choledochusrevision nur dann denkbar, wenn sicher davon ausgegangen werden konnte, dass der Gallengang prĂ€operativ steinfrei war. Insofern war die Möglichkeit zum sogenannten therapeutischen Splitting eine der Voraussetzungen fĂŒr die rasche Verbreitung der laparoskopischen Cholezystektomie. Zwischenzeitlich liegen allerdings Untersuchungen vor, die klar die technische DurchfĂŒhrbarkeit der laparoskopischen Gallengangsrevision nachweisen. Die Erfolgsquoten liegen in den ersten Erfahrungsberichten im Bereich von 70 % - 95 % [189, 190, 191, 192, 193].

In einigen Studien wurde bereits im randomisierten Vergleich ĂŒberprĂŒft, ob die laparoskopische Cholezystektomie mit laparoskopischer Gallengangsrevision Ă€hnliche Ergebnisse bringt wie die prĂ€operative ERC/EPT mit nachfolgender laparoskopischer Cholezystektomie. Bei Patienten mit niedrigem Risiko (ASA 1 und 2, sowie geringgradige Cholangitis) konnte ein Vorteil vor allem bzgl. der Hospitalisationszeit fĂŒr das ausschließlich laparoskopische Vorgehen erreicht werden. In diesen Studien war jedoch die Erfolgsrate der prĂ€operativen transduodenalen endoskopischen Gallengangssanierung im Vergleich zu anderen Serien relativ schlecht. Die Datenlage erscheint derzeit noch nicht ausreichend, um die laparoskopische Cholezystektomie mit laparoskopischer Choledochusrevision als Standardverfahren zu empfehlen. Nach Umfragen bevorzugen deshalb etwa 85 % aller laparoskopisch tĂ€tigen Chirurgen in Deutschland das endoskopische Splitting [101, 152, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 207].

Beim primĂ€r offenen, konventionellen Vorgehen scheint die operative Choledochusrevision genauso effizient und sicher wie die prĂ€operative ERC und EPT zu sein [199]. Allerdings gelten auch hier schwere Cholangitis und höheres Risikoprofil des Patienten als EinschrĂ€nkung. Die Komplikationsrate und die LetalitĂ€t der offenen Cholezystektomie mit gleichzeitiger Gallengangsrevision steigen altersabhĂ€ngig von 1 % auf 7-10 %. Die Raten an zurĂŒckgelassenen Steinen liegt bei 1-3 %. Choledochusrevisionen sind bei etwa 10 % zu erwarten [208, 209]. Immer sollte auch die individuelle Situation berĂŒcksichtigt werden. So eignen sich Patienten mit kleinen Gallengangssteinen besonders gut fĂŒr das therapeutische Splitting.

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8.7.5H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Vorgehen bei Cholangitis und Pankreatitis

Bei der Cholangitis zeigte sich in einer randomisierten Studie ein signifikanter Vorteil des endoskopischen gegenĂŒber dem operativen Vorgehen hinsichtlich der Komplikationen und der LetalitĂ€t [210]. Deshalb gilt das endoskopische Vorgehen heute als Therapie der Wahl. Beim Misslingen der endoskopischen Steintherapie und drohender mechanischer Obstruktion des biliĂ€ren Systems sind sofortige Drainagemaßnahmen unerlĂ€sslich, z.B. die EinfĂŒhrung einer nasobiliĂ€ren Sonde (alternativ auch Stent) an dem Stein vorbei. Diese Maßnahme dient nicht nur der Drainage, sondern auch der Gewinnung von Galle fĂŒr mikrobiologische Untersuchungen und SpĂŒlungen [211, 212]. Eine systemische antibiotische Therapie soll septische Komplikationen verhindern und hat sich in mehreren Studien bei Gallengangsobstruktion bewĂ€hrt [213, 214, 215, 216].

Gelingt es auf endoskopischem Weg nicht, die Vatersche Papille oder den Gallengang zu erreichen, ist der perkutane transhepatische Zugang (PTC) eine Alternative. Große Gallengangsteine können mit den gleichen Fragmentationsmethoden, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme der Cholangioskopie, zerkleinert und entfernt werden, wie oben fĂŒr den transduodenalen Zugang beschrieben. Die Erfolgsrate fĂŒr die Behandlung von Steinen in den GallengĂ€ngen mit perkutaner transhepatischer Cholangioskopie (PTCS) betrĂ€gt 90-99 %. In FĂ€llen, in denen die Papille endoskopisch zwar einstellbar, jedoch nicht intubierbar ist, kann ein kombiniertes perkutanes und endoskopisches Vorgehen indiziert sein (sog. Rendez-vous Verfahren), bei dem ein perkutan plazierter FĂŒhrungsdraht endoskopisch aufgenommen wird und als Schiene fĂŒr die weitere Intervention verwendet werden kann. Misslingt die steinbedingte Behebung der Gallengangsobstruktion, muss perkutan eine Drainage eingelegt werden. Steht dieses Verfahren nicht zur VerfĂŒgung, sollte der Patient in ein Zentrum verlegt werden. Die Komplikationsrate der perkutanen Vorgehensweise ist etwas höher als bei EPT [34, 164, 165, 166, 167, 168].

Bei der leichten [217] biliĂ€ren Pankreatitis sind FlĂŒssigkeitszufuhr, Nahrungskarenz und sorgfĂ€ltige Überwachung die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen [218]. Bei leichter bilĂ€rer Pankreatitis ist keine umgehende endoskopische Intervention erforderlich [219, 220, 221]. Dennoch gilt auch fĂŒr die leichte bilĂ€re Pankreatitis, dass eine einmal diagnostizierte Choledocholithiasis beseitigt werden sollte, da der Verlauf der biliĂ€ren Pankreatitis schwer abgeschĂ€tzt werden kann. Über den genauen Zeitpunkt der Intervention liegen keine verbindlichen Mitteilungen vor [218]. Nach Möglichkeit sollte die (laparoskopische) Cholezystektomie nach Abklingen der Pankreatitis noch wĂ€hrend des gleichen stationĂ€ren Aufenthaltes erfolgen. Der Verlauf der biliĂ€ren Pankreatitis wird durch die ERC nicht negativ beeinflusst. Es ist derzeit Gegenstand der Diskussion, ob MorbiditĂ€t und MortalitĂ€t bei schwerer bilĂ€rer Pankreatitis durch EPT und Steinbehandlung noch positiv beeinflußt werden können. Liegen jedoch begleitend ein obstruktiver Ikterus und/oder eine Cholangitis vor, so ist der Wert einer möglichst raschen endoskopischen Intervention innerhalb von wenigen Stunden gesichert [221, 222, 223] .

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8.7.6H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Mit oder ohne Cholezystektomie?

Prospektive, randomisierte Langzeitstudien, die zwischen Cholezystektomie nach endoskopischer Gallengangssanierung und abwartendem Verhalten vergleichen lassen, fehlen bisher. Die vorliegenden Beobachtungen erlauben den Schluss, dass Patienten mit funktionstĂŒchtiger, steinfreier Gallenblase auch im Langzeitverlauf ein so geringes Komplikationsrisiko haben, dass ein abwartendes Verhalten gerechtfertigt ist. Bei Cholezystolithiasis, unabhĂ€ngig davon, ob sich die Gallenblase retrograd bei der ERC darstellt oder nicht, ist aufgrund des erhöhten Risikos von Komplikationen in den Folgejahren (etwa 15 % der Patienten entwickeln im weiteren Verlauf von fĂŒnf Jahren eine akute Cholezystitis [3]) eine Cholezystektomie angeraten, wenn es die perioperative RisikoabschĂ€tzung erlaubt [187, 219, 224, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 234, 235].

ZurĂŒck zur Volltextversion Kapitel 8.7.6

 

8.7.7H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Extraktion durch die intakte Papille?

Auch sehr kleine Steine unter 5 mm Durchmesser können bisweilen nur mit starkem Zug durch eine intakte Papille extrahiert werden. Ob die sublinguale Applikation von Nitro-PrÀparaten den Sphinkter Oddi ausreichend dilatiert, um eine gute Steinpassage zuzulassen, ist noch zu wenig untersucht [236, 237]. Bei Patienten mit erhöhtem Papillotomierisiko (Blutungsgefahr) und kleinen Gangsteinen kann eine vorherige Ballondilatation des Sphinkter als Hilfe bei der Extraktion eingesetzt werden. Die Methode könnte auch bei Patienten mit schwierigem Zugang zur Papille (Divertikel, Z. n. B-II-Resektion des Magens) oder Blutungsgefahr in Betracht gezogen werden. Langzeiterfahrungen nach Ballondilatation bei Choledocholithiasis liegen noch nicht vor. Die endoskopische Papillotomie mit mechanischer Lithotripsie muss zusÀtzlich sicher beherrscht werden, weil auch nach Ballondilatation Steinimpaktionen in der Papille beschrieben wurden, die anderweitig nicht zu beheben waren [238, 239, 240, 241, 242, 243].

ZurĂŒck zur Volltextversion Kapitel 8.7.7

 

8.7.8H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Hochrisikopatienten

Bei den oben genannten Patienten ist alternativ eine GewĂ€hrleistung des Gallenflusses durch endoskopisch plazierte Gallengangsprothesen und Belassen der Gallensteine möglich. Die EinfĂŒhrung eines Plastikstents in den Gallengang hat sich als temporĂ€re oder definitive Therapie fĂŒr alte oder schwerkranke Patienten bewĂ€hrt. Die Gallengangsteine können gegebenenfalls nach Besserung des Zustandes extrahiert werden.

Einige Patienten entwickeln einen Verschlussikterus oder eine Cholangitis durch Obstruktion oder Dislokation des Stents, die jedoch in aller Regel durch erneute endoskopische Therapie, bei gleichzeitiger systemischer Antibiotikagabe, erfolgreich behandelt werden können. Zum Stenting bei Choledocholithiasis liegen ein randomisierter Vergleich zur Steinextraktion [244] und mehrere Kohortenstudien vor [244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251]. Hierbei zeigte sich, dass - zumindest bei Hochrisikopatienten - die vorĂŒbergehende Einlage einer Prothese Vorteile aufweist [252]. Vor allem aufgrund des Risikos von rezidivierenden Cholangitiden im Langzeitverlauf sollte die Indikation zum Stenting bei Gallengangsteinen auf Hochrisikopatienten beschrĂ€nkt bleiben und interdisziplinĂ€r mit den Chirurgen abgesprochen werden.

ZurĂŒck zur Volltextversion Kapitel 8.7.8

 

8.7.9H Hintergrundinformationen zu Therapie der Gallengangssteine - Prophylaxe

Rezidivsteine im Gallengang sind zumeist Pigmentsteine, mit hervorgerufen durch bakterielle Besiedlung der GallengĂ€nge. Sie werden bei 5-20 % der Patienten nach EPT beobachtet und können im Regelfall erneut endoskopisch entfernt werden [253, 254, 255, 256, 257]. Eine gesicherte prophylaktische Therapie besteht derzeit nicht. Erste Arbeiten zeigten keinen Nutzen einer medikamentösen Prophylaxe. Ältere nicht ĂŒberprĂŒfte Daten zu einer UrsodeoxycholsĂ€ure-Behandlung zeigten bei einer kleinen Patientengruppe und kurzem follow-up eine leichte Reduktion der Rezidive [258].

ZurĂŒck zur Volltextversion Kapitel 8.7.9

 

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Eine Aktualisierung dieser Leitlinien ist nicht geplant (Stand September 2007)

 

 

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Update:03/09/09

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